Pressemitteilung: Zum anhaltenden Krieg und Leid in Gaza - Deutschland trägt Verantwortung

Aktuelle Luftaufnahmen zeigen Gaza weitgehend in Schutt und Asche. Ein Land so groß wie Bremen und zudem einer der dichtest besiedelten Orte auf der Welt. In Gaza sind nahezu alle Wohnhäuser und Felder zerstört oder beschädigt. Die Trinkwasserversorgung ist zusammengebrochen. Die systematische und völlige Zerstörung der nach internationalem Recht geschützten zivilen Infrastruktur (Krankenhäuser, Schulen,…), verstößt gegen grundlegende Prinzipien des humanitären Völkerrechts. Durch die Bombardierungen der israelischen Armee wurden zehntausende schutzlose Babys, Kinder, Frauen und Alte getötet oder schwer verletzt. Ärztinnen und Ärzte arbeiten oft unter Einsatz ihres Lebens und extremen Bedingungen. Um der Weltöffentlichkeit diese Bilder vorzuenthalten, werden Journalistinnen und Journalisten gezielt durch die israelische Armee liquidiert. Aufgrund der Folge der anhaltenden israelischen Blockade des Gaza Streifens hat die UN die höchste Stufe der Hungersnot für weite Teile des Landes ausgerufen. Mehrere hundert Menschen sind bereits an Hunger gestorben! Mehrere hunderttausend sind davon bedroht!

Vor dem Hintergrund dieser schrecklichen Lage der Menschen in Gaza, haben wir es begrüßt, dass vor kurzem die bremische Bürgerschaft eine aktuelle Stunde zu dem Gaza-Krieg angesetzt hat. Mit mehreren Schura Vorstandsmitgliedern und Vertretern palästinensischer Institutionen haben wir die Sitzung verfolgt.

Nach unerträglichen Monaten des Wegschauens, Schweigens und Beschönigens am Vorgehen der israelischen Armee in Gaza, hatten wir die leise Hoffnung, dass das spürbare gesellschaftliche und politische Umdenken bei der Bewertung des Krieges auch alle Fraktionen in der Bürgerschaft erreicht hat. Neben der unterstützenswerten Initiative palästinensische Kinder zur medizinischen Behandlung nach Bremen zu holen, wurden auch starke Worte der Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung geäußert. Zu hören war auch der Aufruf, die Familienschicksale der hunderten Palästinenserinnen und Palästinenser in Bremen und Bremerhaven wahrzunehmen und Anteilnahme zu zeigen.

Leider mussten wir uns mit großem Entsetzen und teilweise völliger Fassungslosigkeit auch Redebeiträge anhören, die eine totale Verdrehung und Verfälschung der Tatsachen und Verantwortlichkeiten sowie die Verbreitung von Unwahrheiten und Propaganda beinhaltet haben. Mitunter wurde herzlos, kaltblütig und ohne jegliches Mitgefühl über die hilfsbedürftigen Menschen in Gaza gesprochen. Dass auch noch rassistische Ressentiments bedient wurden, war fast nicht mehr auszuhalten, und nicht der bremischen Bürgerschaft würdig. Mit Bedauern mussten wir erkennen, dass es keine parteiübergreifende gemeinsame klare und starke Haltung und Meinung zum Gaza-Krieg in der Bürgerschaft besteht.

Der deutschen Politik muss bewusst sein, dass aufgrund der Doppelmoral im Umgang mit dem Gaza-Krieg, weite Teile nicht nur der palästinensischen und muslimischen Bevölkerung, das Vertrauen in die deutschen Institutionen nachhaltig verloren haben. Generationen übergreifend hat eine noch nie dagewesene Entfremdung von der deutschen Politik und Medienlandschaft stattgefunden. Für die gesellschaftliche Teilhabe und den Zusammenhalt birgt das enorme Risiken.

Mit Spannung haben wir von der Bremer Politik und anderer Institutionen Reaktionen auf die schlimme Aussage eines Religionsvertreters in einem Fernsehbeitrag gewartet. Den wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit internationalem Haftbefehl gesuchten Ministerpräsident Israels Netanyahu, der Hauptverantwortliche für mehrere zehntausend toter Schutzloser und unschuldiger Babys, Kinder und Frauen ist, als Problemlöser zu bezeichnen, ist eine für uns unfassbare und untragbare Aussage, die nicht so stehen gelassen und nicht folgenlos bleiben darf! Die deutsche Justiz wäre verpflichtet, Netanyahu verhaften zu lassen, wenn er die Bundesrepublik Deutschland besuchen sollte. Es wäre ein Gradmesser für die nationale und internationale Glaubwürdigkeit Deutschlands. Leider haben wir bisher keine einzige kritische Stimme hierzu vernommen.

Die unglaubliche Tragödie und das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung vor den Augen der Menschheit schreit nach Konsequenzen und Aktionen! Unser Appell an alle friedliebenden Menschen in Bremen und Bremerhaven, schweigt nicht und setzt euch für ein Ende des Genozids in Gaza und einen gerechten Frieden in Nahost ein!

Die Schura Bremen stellt folgende Forderungen auf:

  • Der sofortige und dauerhafte Stopp des Genozids an den Palästinenserinnen und Palästinensern in Gaza durch die israelische Kriegsmaschinerie und der Beginn echter Friedensverhandlungen
  • Die Öffnung aller Landesgrenzen nach Gaza und damit einhergehend, der freie Einlass und die Verteilung von Hilfsgütern an die Zivilbevölkerung durch unabhängige internationale Hilfsorganisationen
  • Den sofortigen Stopp aller Waffenlieferungen an Israel. Deutschland trägt die historische Verantwortung, keinen Genozid an den Palästinensern zu unterstützen
  • Der sofortige Stopp des völkerrechtswidrigen und seit Jahrzehnten betriebenen expansiven israelischen Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten
  • Eine konsequente politische Distanzierung von völkerrechtswidrigen Handlungen. Staatsräson darf nicht über Menschenrechte stehen
  • Sofortiger Stopp der Relativierung der planmäßigen Vertreibung, des Aushungerns und Mordens an der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza durch Teile der Politikschaffenden und Medien in Deutschland
  • Freilassung aller Geiseln und unschuldiger Gefängnisinsassen in Gaza und Israel
  • Anerkennung des Palästinensischen Staates durch die Bundesrepublik Deutschland
  • Der freie und sichere Zugang von Journalistinnen und Journalisten und internationaler Beobachter nach Gaza. Stopp der gezielten Ermordung von Journalisten durch die israelische Armee
  • Ein Ende der Diffamierung und Kriminalisierung von friedlichen Protesten gegen den Gaza-Krieg
  • Stopp der inflationären Nutzung des Totschlagsarguments Antisemitismus bei jeglicher berechtigten Kritik am Vorgehen der israelischen Politik und Militärs in Gaza und im West-Jordanland
  • Eine aktive Unterstützung unabhängiger Ermittlungen durch den Internationalen Strafgerichtshof und anderer internationaler Institutionen. Die vielfache Blockadehaltung der BRD muss sofort eingestellt werden.
  • Die Aussetzung des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel
  • Eine Maßnahmenoffensive starten, um wieder verloren gegangenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit der palästinensischen und muslimischen Bevölkerung in die Deutschen Institutionen und Medienlandschaft zurückzugewinnen

Pressemitteilung: Beginn des heiligen Monats Ramadan 2025

„O ihr, die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werdet.“ (Heiliger Koran, Sure 2, Vers 183)

Der heilige Monat Ramadan steht bevor. Die Schura Bremen beglückwünscht alle Musliminnen und Muslime herzlich zu diesem besonderen Monat, der am Samstag, dem 1. März 2025 beginnt. Ramadan ist nicht nur ein Monat des Fastens, sondern auch eine Zeit der inneren Einkehr, des Gebets und des verstärkten Engagements für die Gemeinschaft.

Das Fasten im Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islams und eine wichtige religiöse Verpflichtung für jede gläubige Muslimin und jeden gläubigen Muslim. Es beinhaltet den Verzicht auf Nahrung, Trinken und andere weltliche Bedürfnisse vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang. Von dieser Pflicht ausgenommen sind Kranke, ältere Menschen, Schwangere, stillende Mütter, Kinder sowie Reisende.

„Möge dieser Monat für uns alle eine Quelle der spirituellen Erneuerung und der Dankbarkeit sein“, erklärt Murat Çelik, der Vorsitzende der Schura Bremen. „Ramadan ist eine Gelegenheit, die Beziehung zum Schöpfer zu stärken und gleichzeitig das Bewusstsein für die Bedürfnisse der weniger privilegierten Menschen in unserer Gesellschaft zu schärfen.“

In den Moscheen werden wie gewohnt die Tarawih-Gebete stattfinden, bei denen Muslime gemeinsam den Koran rezitieren und sich im Gebet vereinen. Darüber hinaus finden auch Iftar-Mahle statt, bei denen die Fastenden nach Sonnenuntergang in Gemeinschaft den Iftar begehen können. Die Angehörigen in der muslimischen Community freuen sich sehr, wenn auch nicht muslimische Mitmenschen uns zu Iftarmahlen oder bei den Eid Feierlichkeiten besuchen und unsere Gastfreundschaft annehmen.

Ebenso ist es eine wertvolle Unterstützung, wenn unsere, natürlich nur für uns geltenden, Fastenregeln respektiert und nicht in Frage gestellt werden. Das muslimische Fasten ist nachweislich gesund für Körper und Seele, auch wenn wir tagsüber nichts trinken. Es bleibt wirklich ausreichend Zeit für die angemessene Flüssigkeitsaufnahme, wie sich seit Jahrhunderten jedes Jahr aufs Neue zeigt.

Das Ende des Ramadans wird mit dem Fest des Fastenbrechens, dem Eid al-Fitr, gefeiert, das am Sonntag, den 30. März 2025 stattfindet.

„Und wenn du dich in einer Zeit der Prüfung befindest, erinnere dich daran, dass nach der Anstrengung Erleichterung kommt.“ (Heiliger Koran, Sure 94, Vers 5-6)

Möge dieser Ramadan für uns alle eine Zeit der Besinnung und des Friedens sein, und möge Allah uns auf unserem Weg zu einem besseren Verständnis des Glaubens führen.

Pressemitteilung – Tag der offenen Moschee: „Jedes Leben zählt – every life matters!“

Schura Bremen und ihre Mitgliedsgemeinden laden ein.

Am 3. Oktober öffnen auch dieses Jahr wieder viele Bremer und Bremerhavener Moscheen ihre Tore für interessierte Besucherinnen und Besucher. Den Tag der offenen Moschee (TOM) gibt es mittlerweile seit fast 30 Jahren - dieses Mal unter dem Motto: „Jedes Leben zählt – every life matters!“

Die gegenwärtigen Zeiten erleben viele Menschen als besorgnis- und furchterregend. Der Blick in die Zukunft wird zunehmend pessimistischer wahrgenommen. Der diesjährige Tag der offenen Moschee möchte an dieser Stelle einwirken und verdeutlichen, dass jedes Leben von unschätzbarem Wert ist und es verdient, in seiner ganzen Schönheit geachtet zu werden, unabhängig davon, ob es sich um das Leben eines Menschen, Tieres oder einer Pflanze handelt. Allah möchte, dass wir respektvoll mit jedem Leben umgehen. Leider sind in der heutigen Welt Rassismus, Unrecht, Unterdrückung, Verfolgung und Ungerechtigkeiten weit verbreitet. Diese Missstände aufzuheben, gehört zu unserer Verantwortung. Dies ist eine zentrale Botschaft des Islams. In Moscheen wird diese Lehre vermittelt.

Jährlich nehmen mehr als 1000 Gemeinden am Tag der offenen Moschee teil. Die Islamischen Religionsgemeinschaften laden auch Sie ein, ein Teil davon zu werden.

Weitere Informationen finden Sie unter der Internetseite: http://tagderoffenenmoschee.de/

Kritische Gedanken zum Nahostkonflikt aus muslimischer Perspektive

Die offiziellen politischen Verlautbarungen auf Bundes- und Landesebene zu den Bombardements und der Bodenoffensive der israelischen Armee in Gaza mit zehntausenden zivilen Toten sind in ihrer Einseitigkeit und Empathielosigkeit schwer zu ertragen. Trotz massiver internationaler Kritik an Israel und den offiziell eingeleiteten Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs zu Kriegsverbrechen gegen führende israelische Verantwortliche, ist die Bundes- und Landespolitik von einer kritischen Reflexion der eigenen Standpunkte und Aussagen weit entfernt.

Die berechtigte und notwendige öffentliche Kritik von besorgten Menschen an dem Vorgehen der Netanjahu-Administration in diesem Konflikt, auf Demonstrationen, bei kulturellen Veranstaltungen, oder an den Universitäten, wird regelmäßig in Medien und von politisch Verantwortlichen als Antisemitismus und Israelhass stigmatisiert, und damit im Endeffekt kriminalisiert. Oft geschieht dieses sogar ohne Kenntnis der wirklich getätigten Aussagen und der diesbezüglichen Rechtslage. Es verstärkt sich der Eindruck, dass man sich mit dieser Kriminalisierung tendenziell von demokratischen und verfassungsmäßigen Grundsätzen entfernt. Besorgniserregend und ein gefährliches Verständnis von Gewaltenteilung sind dabei Aufrufe an deutsche Gerichte, doch gefälligst dem politischen Willen bestimmter Politiker/innen besser zu entsprechen. Dabei urteilen die Richterinnen und Richter ja genau auf Basis der deutschen Gesetze, die diese Politiker damit in Frage stellen. Viele Gerichte in Deutschland haben zum Beispiel Slogans für Demonstrationen als eindeutig gesetzeskonform erkannt, die zuvor fälschlicherweise als Straftat behandelt wurden. Die Schura Bremen als Dachverband der islamischen Religionsgemeinschaften im Land Bremen, mahnt dringend, dass man sich in Deutschland auf die großen Werte des Grundgesetzes wie die Gewaltenteilung, vor allem aber die Meinungs- und Versammlungsfreiheit wieder stärker besinnt.

Nach eigentlich viel zu langem Stillschweigen, bzw. anderslautenden Positionierungen kritisiert nun endlich sogar der Vizekanzler das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg als völkerrechtswidrig, und der Außenbeauftragte der EU stellt treffend fest, dass wir uns zwischen Unterstützung internationaler Institutionen (UN, ISGH) und dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, oder aber der bedingungslosen Unterstützung Israels entscheiden müssen. Spätestens jetzt ist es also an der Zeit, sich mit dem Begriff der deutschen Staatsräson kritisch und transparent auseinanderzusetzen. Trotz der historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber dem Staat Israel, müssen die Bedingungen und Grenzen der Unterstützung der Netanjahu-Administration und ihrer Vergehen gegen das Völkerrecht offen diskutiert und klar benannt werden. Das internationale Recht gilt es für alle Menschen und Staaten gleichermaßen einzufordern und nicht wegzuschauen. In den letzten Monaten hat die deutsche Politik zu viel an Glaubwürdigkeit und Vertrauen sowohl innerhalb der eigenen Bevölkerung, und nicht nur der muslimischen, als auch in weiten Teilen der Welt verloren.

Hinweis: Der Gastkommentar der Schura Bremen erschien am 15.06.24 in leicht gekürzter Fassung im Bremer Weser-Kurier.

https://www.weser-kurier.de/politik/ausland/krieg-im-gazastreifen-vergehen-muessen-offen-diskutiert-werden-doc7vv4m8diu5djl7dnesb

Pressemitteilung: Die Eskalation im Nahostkonflikt wird immer unerträglicher und droht unseren gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt nachhaltig zu belasten!

Wir treten entschieden ein für die Menschenwürde und die Wahrung der Menschenrechte.

Wir als Schura Bremen

– … rufen sowohl zur militärisch wie politischen Deeskalation und zur Beendigung der Gewalt auf.

– … erwarten von Politik und Öffentlichkeit, das Leid und die Ängste der palästinensischen Bevölkerung auch wahr und ernst zu nehmen.

– … rufen die Politik in Deutschland auf, alles in ihrer Macht Stehende für eine Deeskalation zu tun und dringend nach Wegen zu suchen, um das Blutvergießen unschuldiger Zivilisten schnellstmöglich zu beenden. Eine ablehnende Position deutscher Politiker/innen zu der Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand ist absolut unerträglich!

– … verurteilen unverhältnismäßige Angriffe, die sich gegen zivile Ziele richten oder diese bewusst in Kauf nehmen. Wir fordern die israelische Regierung dazu auf, bei der Ausübung ihres Verteidigungsrechts das Völkerrecht zu achten und den Schutz der Grundversorgung der Bevölkerung in Gaza mit Wasser, Nahrung, Strom und Medizin zu gewährleisten.

– … verurteilen natürlich nach wie vor den Terror gegen die Zivilbevölkerung in Israel durch die Hamas und rufen dazu auf, die Gewalt zu beenden und die Geiseln unverzüglich freizulassen.

– … setzen uns entschieden gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Glaubens und Lebens in Deutschland ein.

Wir erwarten von den Verantwortlichen, dass keine Verschiebung der Grundfreiheiten und Umdeutung unserer grundgesetzlichen Werte stattfindet und Muslime nicht an den Pranger gestellt werden, wenn sie auf das Leid eines Volkes oder die Einhaltung von Völkerrecht aufmerksam machen.

Wir trauern um die vielen zivilen Opfer und beten für einen baldigen und nachhaltigen Frieden im Nahen Osten.

Pressemitteilung - Aufruf zur Deeskalation

Am 17. Oktober 2023 erfolgte ein schrecklicher Angriff auf das Baptisten-Krankenhaus „Al Ahli“ in Gaza, bei dem hunderte Menschen, Kranke, Patienten, Verletzte und vor allem Kinder getötet wurden. Wir verurteilen diesen Angriff aufs Schärfste. Die Vereinten Nationen stehen in der dringenden Verantwortung, die Hintergründe dieses Angriffs zu untersuchen, die Angreifer zu ermitteln und entsprechende Schritte einzuleiten.

Am 18. Oktober 2023 wurde ein Anschlag auf die Berliner Synagoge verübt, und damit ein Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland. Auch dieser Übergriff ist aufs Schärfste zu verurteilen. Ebenso besorgt uns die Gewalt auf den Straßen und Angriffe auf Sicherheitskräfte. Wir wiederholen daher unseren Aufruf, den Konflikt nicht in Deutschland auszutragen.

Die Entwicklungen zeigen, dass dringend Schritte zur Deeskalation unternommen werden müssen. In Gesprächen mit ministeriellen Vertretern in den vergangenen Tagen wurde die zusammenhalt- und friedenstiftende Rolle der islamischen Religionsgemeinschaften betont.

Die unterzeichnenden Religionsgemeinschaften und deren Moscheegemeinden leisten einen wichtigen Beitrag für den Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Sie haben sich schon immer gegen Hass, Rassismus, Gewalt und Terror gestellt, insbesondere wenn diese im Namen ihrer Religion verübt wurden.

Ebenso haben sie auch stets deeskalierend gewirkt und zur Besonnenheit aufgerufen, bei gewaltvollen Übergriffen auf Moscheegemeinden oder auf Menschen muslimischen Glaubens bzw. der Tötung von Menschen mit Migrationsgeschichte, so etwa nach den Anschlägen in Mölln, Solingen, München und Hanau. In all diesen schweren Zeiten haben sie einen entscheidenden Beitrag zur Wahrung des gesellschaftlichen Friedens geleistet und werden dies auch weiterhin tun.

Trotz des gemeinschaftsstiftenden und deeskalierenden Beitrags werden die islamischen Religionsgemeinschaften immer wieder, und aktuell mit teils ungeheuren Unwahrheiten an den Pranger gestellt. Sie sollen sich, so die Forderung, erneut von Gewalt und Terror distanzieren, obwohl sie das in der Vergangenheit schon mehrmals und sehr deutlich getan haben.

So auch im aktuellen Fall, bei dem sie den terroristischen Anschlag gegen die Zivilbevölkerung in Israel durch die Hamas verurteilt haben. Dieser Angriff ist nicht zu rechtfertigen. Dies haben die KRM-Mitglieder in ihrer sehr früh veröffentlichten gemeinsamen Pressemitteilung vom 8. Oktober 2023 klargestellt. Ebenso haben die unterzeichnenden und viele andere Religionsgemeinschaften sich bundesweit dazu geäußert. In den meisten Moscheen wurde am darauffolgenden Freitagsgebet für den Frieden gebetet und zur Deeskalation und Besonnenheit aufgerufen.

Dennoch erleben wir, dass Teile der Politik, die Beiträge der Religionsgemeinschaften bewusst ignorieren und von ihnen genau das einfordern, was sie ohnehin bereits mehrfach leisten. Es werden bewusst Falschinformationen gestreut, wie die Behauptung, Muslime hätten sich nicht distanziert oder in Predigten wäre Hetze betrieben worden. Die inakzeptablen Taten einer marginalen kleinen Gruppe in Berlin werden so dargestellt, als ob sie für alle Muslime in Deutschland repräsentativ seien. Dabei wird ausgeblendet, dass es sich bei der besagten Gruppe um einen marxistisch-nationalistischen Verein handelt. Dass Muslime sich mittlerweile auch für die Taten von Areligiösen verantworten müssen, ist ein Novum und eine neue Eskalationsstufe beim Verleumden und Dämonisieren von Muslimen.

Diese Eskalation ist besonders gefährlich, gefährdet sie doch das Zugehörigkeitsgefühl der Muslime, insbesondere auch der jüngeren Generation, die eine derartige Zuspitzung und In-Frage-Stellung ihrer gesellschaftlichen Teilhabe zum ersten Mal erleben. Ebenso ist es äußerst kontraproduktiv, die freie Meinungsäußerung aus Angst vor Ausschreitungen oder der Instrumentalisierung durch Extremisten einzuschränken. Dass die Verherrlichung von Terror und Gewalt nicht geduldet werden darf, ist selbstredend. Dafür gibt es Gesetze und Möglichkeiten des Staates, die es konsequent anzuwenden gilt. Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus dürfen wie jede andere Form der Menschenfeindlichkeit keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Als Religionsgemeinschaften setzen wir uns stetig dafür ein, damit der Hass keinen Weg in die Herzen findet.

Die Gesetze derart neu zu deuten, dass damit auch das Eintreten für das würdevolle Leben eines Volkes oder auch Beileidsbekundungen als Hetze und Verherrlichung von Terror definiert werden, verschiebt die Grundfreiheiten in eine gefährliche Richtung. Den Hinweis auf Verhältnismäßigkeit bei der Ausübung des Rechts auf Selbstverteidigung als Relativierung schändlicher Terrorattacken zu deuten und zu unterbinden, hilft nicht den Menschen in Israel und Palästina, die seit Jahrzehnten unter dem Konflikt leiden. Ebenso wenig bietet der Terror einen Beitrag zur Konfliktlösung in der Region.

Verbote und die Delegitimierung unterschiedlicher Perspektiven sorgen nicht für Deeskalation, sondern führen zu Verunsicherung, Vertrauensverlust und zu einem Ohnmachtsgefühl. Ebenso sorgen Verbote dafür, dass die Menschen in Deutschland und weltweit das Gefühl bekommen, dass das Leben und die Würde eines jeden Menschen nicht gleich, und ebenso nicht gleich schützenswert sind. Tausende von palästinensischen zivilen Opfern als „Kollateralschaden“ zu betrachten, ist Wasser auf den Mühlen der Extremisten beider Seiten, die nur auf eine Eskalation warten, um das Leid der Menschen für ihre Ziele zu instrumentalisieren.

Wir treten entschieden ein für die Menschenwürde und die Wahrung der Menschenrechte und betonen: Wir, die unterzeichnenden Religionsgemeinschaften

– … verurteilen den Terror gegen die Zivilbevölkerung in Israel durch die Hamas und rufen dazu auf, die Gewalt zu beenden und die Geiseln unverzüglich freizulassen.

– … verurteilen den Angriff auf das Al Ahli Baptistenkrankenhaus in Gaza und sehen die Vereinten Nationen in der dringenden Verantwortung, die Hintergründe dieses Angriffs zu untersuchen, die Angreifer zu ermitteln und entsprechende Schritte einzuleiten.

– … verurteilen die unsäglichen Angriffe auf jüdisches Leben und Synagogen in Deutschland und stehen dafür ein, dass der Hass nicht Deutschland erreicht. Wir sind solidarisch mit unseren jüdischen Nachbarn. Antisemitismus darf keinen Platz in unserer Mitte haben.

– … verurteilen die aktuell stark angestiegenen Angriffe und Drohungen gegen Moscheen und Muslime in Deutschland.

– … verurteilen unverhältnismäßige Angriffe, die sich gegen zivile Ziele richten oder diese bewusst in Kauf nehmen. Wir fordern die israelische Regierung dazu auf, bei der Ausübung ihres Verteidigungsrechts das Völkerrecht zu achten und den Schutz der Grundversorgung der Bevölkerung mit Wasser, Nahrung, Strom und Medizin zu gewährleisten.

– … rufen zur sowohl militärisch wie politischen Deeskalation und zur Beendigung der Gewalt auf.

– … erwarten von Politik und Öffentlichkeit, das Leid und die Ängste der palästinensischen Bevölkerung auch wahr und ernst zu nehmen.

– … rufen die Politik in Deutschland und international dazu auf, ihre Möglichkeiten für eine Deeskalation wahrzunehmen und dringend nach Wegen zu suchen, um das Blutvergießen schnellstmöglich zu beenden.

– … rufen die Staatengemeinschaft dazu auf, eine nachhaltige Lösung des Konflikts herbeizuführen, die das Lebens- und Existenzrecht beider Völker in Würde in einer Zwei-Staaten-Lösung ermöglicht.

– … erwarten von den Verantwortlichen, dass keine Verschiebung der Grundfreiheiten und Umdeutung unserer grundgesetzlichen Werte stattfindet und Muslime nicht an den Pranger gestellt werden, wenn sie auf das Leid eines Volkes oder die Einhaltung von Völkerrecht aufmerksam machen.

– … rufen unsere Gemeinden und Mitglieder dazu auf, auch weiterhin so verantwortungsvoll und besonnen wie bisher zu agieren, keinen Hass in ihre Herzen zu lassen, für das Leben und die Menschlichkeit einzustehen und am Freitag erneut für die Tausende von Todesopfern der Gewalt zu beten.

– … erwarten von der Politik, Augenmaß, Zurückhaltung und Respekt vor dem Leid und den Bedenken der Muslime, sowie die Anerkennung ihrer Beiträge.

Muslime in Deutschland sind Teil der Gesellschaft und leisten einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl. Sie sind Teil der Lösung.

 

Unterzeichnende Religionsgemeinschaften:

Koordinationsrat der Muslime

Schura Hamburg – Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg

Schura Niedersachsen – Landesverband der Muslime in Niedersachsen

Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg

Schura Rheinland-Pfalz Landesverband der Muslime

Schura – Islamische Religionsgemeinschaft Bremen

Schura Schleswig-Holstein

Pressemitteilung – Tag der offenen Moschee: „Das Gebet – besinnt, belebt, verbindet“

Zum 3. Oktober öffnet wieder ein Großteil der Bremer und Bremerhavener Moscheen ihre Türen für alle interessierten Besucherinnen und Besucher. Den diesjährigen Tag der offenen Moschee (TOM) veranstalten die islamischen Religionsgemeinschaften unter dem Motto „Das Gebet – besinnt, belebt, verbindet“.

Der TOM ist eine besondere Gelegenheit die Moschee, damit den Islam, die Musliminnen und Muslime als Nachbarinnen und Nachbarn kennenzulernen. Er schafft eine Begegnungsmöglichkeit, die im Alltag oft nicht gegeben ist. Er gibt die Möglichkeit, sich Zeit füreinander zu nehmen, voneinander zu lernen, Vorstellungen übereinander zu reflektieren, Vorurteile abzubauen, religiöse und kulturelle Vielfalt wertzuschätzen.

Der diesjährige Tag der offenen Moschee gibt Einblick in die Gebetswelt der Musliminnen und Muslime. Das Gebet nimmt im Islam eine zentrale Rolle ein und fungiert als unmittelbare Verbindung zwischen den Gläubigen und seinem Schöpfer. Zugleich ist es ein religiöser Akt, der fünfmal täglich zu bestimmten Zeitspannen durchgeführt wird, und Musliminnen und Muslime auf der ganzen Welt miteinander verbindet. Moscheen sind Orte der Bildung, der Begegnung und der Besinnung, vor allem als Gebetstätte, Orte der Verbindung. Im Koran heißt es: „(Es sind) diejenigen, die glauben und deren Herzen im Gedenken Allahs Ruhe finden. Sicherlich, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe!“ (Sure Râd, 13:28)

Das Gebet verbindet weltweit die muslimische Gemeinschaft (Umma), denn die Ausrichtung gen Kaaba schafft ein Gefühl der Einheit. Mit dem täglichen Gebet zu vorgegebenen Zeiten, ob individuell oder in der Gemeinschaft, teilen Musliminnen und Muslime eine spirituelle Erfahrung, die kulturelle, ethnische und geografische Grenzen überwindet. Das Gebet erinnert die Gläubigen daran, dass sie vor Gott als Menschen alle gleich sind – unabhängig von Herkunft, Biografie oder Status. Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) sagte: „Wenn einer von euch betet, führt er ein vertrauliches Gespräch mit Allah.“ (Buhârî)

Jährlich nehmen mehr als 1000 Moscheen am Tag der offenen Moschee teil. Die islamischen Religionsgemeinschaften im Land Bremen laden Sie herzlich zu einem Besuch in eine der teilnehmenden Gemeinden ein.

Weitergehende Informationen über den Tag der offenen Moschee finden Sie auch auf der Internetseite: http://tagderoffenenmoschee.de/